Solarparks auf Ackerflächen

Grüner Strom auf Kosten der Ernährung?

Der Start erfolgte nach Plan: Ende März 2023 hat Prokon den Solarpark im rheinland-pfälzischen Walshausen gemäß EEG in Betrieb genommen. Insgesamt wurden in den Wochen davor knapp 10.000 Solarmodule und 54 Wechselrichter sowie ein Batteriespeicher installiert.

Die Inbetriebnahme und der Beginn der Stromproduktion des Gesamtprojektes mit einer Generatorleistung des Solarparks von ca. 8,5 Megawatt Peak (MWp) sowie einer zusätzlichen Leistung des Batteriespeichers mit 2 MW ist um den kommenden Jahreswechsel geplant. Mit dem dort erzeugten umweltfreundlichen Sonnenstrom lassen sich rechnerisch rund 3.400 Drei-Personen-Haushalte versorgen. 

230329 Prokon Pv Walshausen

Ein so großer PV-Park muss naturgemäß auf Freiflächen entstehen. Kritiker geißeln das als „Flächenfraß durch Solarparks“. Was ist dran an dem Argument, wertvolles Ackerland für die Lebensmittelproduktion würde der Energieerzeugung geopfert? Was ist grüner: ein Kartoffelfeld oder ein Solarpark?

Für Landwirte kann die Umwidmung lukrativ sein – die Pachterlöse für einen Solarpark liegen oft deutlich über den Erträgen aus landwirtschaftlicher Produktion und können die Einnahmen stabilisieren und so helfen, den bäuerlichen Betrieb zu erhalten. Beispiel Prokon-Solarpark Walshausen: Hier war der Landwirt ziemlich angetan von der Idee, die Fläche für eine andere Nutzung zur Verfügung zu stellen: Der teilweise sehr steile Acker war schwer zu bewirtschaften und trocknete im Sommer schnell aus. Obendrein: Was kann man Besseres tun, als die Erzeugung von grünem Strom zu unterstützen?

Prokon News Fleetmark Ii Schafe 01 Rgb C
Löwenanteil für Futtermittel

Entscheidend für die Bewertung ist die Frage, welche Qualität die Böden haben und wie die Fläche vorher genutzt wurde. Denn nur ein Teil der landwirtschaftlichen Anbauflächen dient der direkten Nahrungserzeugung. Beispiel Getreide: Von 39 Millionen Tonnen Gesamtverbrauch in Deutschland entfielen laut Bundesinformationszentrum Landwirtschaft 2021/22 knapp 23 Prozent auf Nahrung, rund 54 Prozent wurden als Futter für die Tierproduktion verwendet, den Rest machen u. a. Energieerzeugung (knapp zehn Prozent) und industrielle Verwertung aus. Insgesamt wird auf rund zehn Millionen Hektar, das sind etwa 60 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche Deutschlands, Futter für Nutztiere erzeugt. Welche Nachteile das für das Klima bringt, ist bekannt: Durch die Erzeugung von einem Kilo Rindfleisch werden beispielsweise mehr als 13 Kilo CO2-Äquivalente ausgestoßen. Interessant ist auch folgender Vergleich: Nach Angaben des hessischen Wirtschaftsministeriums ist die flächenbezogene Energieausbeute einer Photovoltaikanlage bis zu 40-mal so hoch wie beim Anbau von Mais für Biogasanlagen.

Naturverträgliche Planung

Grundsätzlich werden Solarparks bevorzugt auf Brachflächen oder entlang von Schienenstrecken oder Autobahnen projektiert. Inzwischen kommen aber in vielen Regionen auch Nachrangflächen, also Acker- und Grünland mit eingeschränkter Bodenqualität, infrage. Die Umweltschutzorganisation NABU bevorzugt den PV-Ausbau auf Dächern, räumt aber ein, dass das für die Energiewende nicht ausreicht. Es komme deshalb auf einen möglichst naturverträglichen Bau an. Der kann etwa darin bestehen, zwischen den Paneelen Biotope anzulegen oder Lücken vorzusehen, damit größere Tiere den Solarpark queren können.

Gegenüber zuvor intensiv bewirtschafteten Äckern kann das sogar ein Plus an Artenvielfalt bedeuten. Bei dem Solarpark in Walshausen hat Prokon beispielsweise großflächige Ausgleichsmaßnahmen zum Schutz der Feldlerche und dem Braunkehlchen angelegt und wird diese dauerhaft unterhalten. Außerdem wurde der Zaun so gestaltet, dass er für heimische Kleinsäuger keine Barriere darstellt und diese ihre gewohnten Pfade beibehalten können. Mittlerweile wird vereinzelt auch mit AgriPV experimentiert, also der Doppelnutzung von Flächen durch den Anbau von Obst oder Gemüse und Photovoltaik.