Warum wird auch Ökostrom teurer

Die deutsche Energiewirtschaft ist ein komplexes System aus Kraftwerkbetreibern, Netzbetreibern und Energieversorgern. Damit in diesem System am Ende immer so viel Strom ins Netz eingespeist wird, wie die Abnehmer verbrauchen, gibt es ein ausgeklügeltes System aus kurzfristigen und langfristigen Energieeinkauf und Aktivierung und Deaktivierung von Erzeugungskapazitäten. Somit besteht auch der Strompreis am Ende aus einem komplizierten Mix aus Netzgebühren, Strukturierungskosten, gesetzlichen Umlagen etc. Selbst der reine Preis für den Strom entsteht aus einem Mix aus langfristigen und kurzfristigen Verträgen, die ein Energieversorger mit seinen Lieferanten abschließt.

Die Prokon eG als ihr Energieversorger ist durch eine vorausschauende Beschaffung in der Lage, nicht den aktuellen Marktpreis für Strom (denn hier haben wir teilweise eine 6-fache Erhöhung der Energiekosten allein im Zeitraum von November 2021 bis Juli 2022 zu verzeichnen) an ihre Kunden weiterzugeben. Dadurch kann der Preisanstieg gebremst werden, auch wenn dies bei den derzeitigen Preissprüngen nicht danach ausschaut. Dennoch kann nie die gesamte benötige Strommenge zu so langfristigen Konditionen eingekauft werden, zudem haben sich auch die Strukturierungskosten in den letzten Monaten stark erhöht. Im Vergleich zu unseren Neukundenkonditionen können wir so Ihren Strompreis noch einigermaßen angemessen gestalten.

Jetzt fragen Sie sich zu Recht vermutlich: Aber Prokon produziert den Windstrom doch selbst und könnte da doch auch die Verkaufspreise selbst bestimmen.

Die Antwort: Ein Großteil der Windenergieanlagen von Prokon speist den Strom im Rahmen der EEG-Einspeisevergütung ins deutsche Stromnetz ein. Diese Mengen stehen für eine Direktvermarktung innerhalb des Unternehmens in der Regel nicht zur Verfügung. Für die Mengen, die wir frei vermarkten können, gibt es eine interne Marktbeziehung. Prokon tritt hier sowohl als Verkäufer als auch als Einkäufer auf. Zusätzlich helfen uns noch Partner, den Strom zu strukturieren, dass er passend zu Produktion und Bedarf handelbar ist. Sie wollen ja auch dann Strom aus der Steckdose bekommen, wenn die Windenergieanlagen vielleicht mal still stehen.

Aber auch diese Direktverträge orientieren sich in der Praxis an den allgemeinen Strommärkten und unterliegen dem Prinzip Angebot und Nachfrage. Die Preise dort bilden sich aufgrund des deutschen Strommarkt-Designs in der Regel an der teuersten liefernden Kraftwerksart. Da die Erneuerbaren Energien aktuell nur rund die Hälfte des Deutschen Strombedarfs stellen, dominieren die Kosten für Gas- und Kohlestrom weiterhin den Marktpreis für Strom. 

Auch wenn am Ende des Jahres bilanziell gesehen entsprechende Energiemengen aus unseren eigenen Windparks stammen, müssen wir für eine sichere Versorgung unserer Kunden in dieses komplizierte System eingebunden sein und können nicht daran vorbei arbeiten. Wir kaufen weiterhin die benötigten Strommengen aus unserer eigenen Produktion. Es gibt aber leider aufgrund der Marktkonstellationen keinen billigeren Strom aus Windkraftproduktion oder einen internen Freundschaftspreis, der uns ermöglicht, die aktuelle Preisdynamik vollständig abzupuffern.

Nur ein weiterer konsequenter Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland wird die Abhängigkeit von externen Rohstoffen zur Energieerzeugung aufheben kann und dadurch die Energiepreise wieder sinken lassen.